Refereat: Entwicklungstheorie der Moral
Frage: Refereat: Entwicklungstheorie der Moral(2 Antworten)
Hallöchen, ich muss ein Referat in Werte und Normen zum Thema "Entwicklungstheorie der Moral nach Lawrence Kohlberg" anfertigen. |
GAST stellte diese Frage am 06.01.2009 - 18:02 |
Antwort von GAST | 06.01.2009 - 18:26 |
Sechs Stufen gibt es laut Kohlberg. Es geht davon aus, dass sich moralisches Urteilsvermögen nach und nach entwickelt und schließt sich dabei an Piaget an, der zur kindlichen Entwicklung allgemeiner gearbeitet hat. Level 1 (Präkonventionell - Kleinkinder, Kinder) 1. Das Kind hat noch keine eigene Vorstellung von "richtig" oder "falsch"; sondern handelt nur nach den zu erwartenden Konsequenzen. Also: die Vase umschubsen ist nicht deswegen "falsch", weil man da etwas Hübsches kaputtmacht, was Geld gekostet hat usw., sondern weil Mama dann schimpft. 2. Orientierung an egoistischen Motiven Kinder wollen nicht von sich aus teilen, sondern sind an diesem Punkt in ihrer Entwicklung Egoschweine. ;) Es sei denn, sie sehen einen persönlichen Nutzen darin, etwas zu teilen bzw. etwas zu tun. Also: Kind hat zwar keinen Bock, die Spielsachen wegzuräumen, aber wenn ich das tue, geht Papa mit mir raus Fußball spielen. Oder: ich geb dir was von meiner Schoko ab, aber dafür krieg ich die Hälfte deiner Gummibären. Ich räume also nicht deswegen auf, weil ich Mama einen Gefallen tun will oder weil Michi mir leid tut wenn er keine Schoko abkriegt - sondern nur, weil da auch was für mich "drin ist". Level 2 (Konventionell - Jugendliche und Erwachsene) 3. Orientierung an gegenseitigen Erwartungen "Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu." Jugendliche und ältere Kinder sind sich darüber bewusst, dass sie nicht alleine auf der Welt sind und dass andere auch Interessen/Wünsche haben. Ein älteres Kind kann sich schon sehr bewusst "gut" oder "böse" verhalten, sobald es gemerkt hat, dass "gutes" Verhalten von Omi und "böses" (naja) Verhalten von den Kumpels auf dem Bolzplatz für "richtig" befunden wird. 4. Orientierung an Gewissen, Recht und Ordnung Dieses ist die erste Stufe, auf der man übergreifende Zusammenhänge begreift. Es geht nicht mehr nur um mich, sondern um "das große Ganze". Ich weiß z.B. jetzt, dass man nicht nur NICHT stiehlt, weil man damit jemand anderem schadet, sondern weil man der Gesellschaft insgesamt schadet. Wenn ich im Supermarkt klaue, trifft das erstens die Verkäuferin, zweitens den Supermarkt, drittens das Unternehmen, dem der Supermarkt gehört... usw. Ich handle zwar schon irgendwo selbstbestimmt, aber in erster Linie orientiert sich mein Verhalten doch in letzter Konsequenz an Regeln, Gesetzen usw. die mir "von außen" vorgegeben sind. Level 3 (Post-Konventionell) Diese Stufe wird laut Kohlberg nicht von allen Menschen erreicht, die meisten bleiben auf Level 2, Stufe 4 "hängen". 5. Orientierung an der Gemeinschaft Jede Demokratie basiert im Grunde genommen auf Stufe 5. Ich versuche, das Beste für die Mehrheit zu erreichen. Gesetze gelten zwar, aber dürfen auch ignoriert bzw. verändert werden, wenn sie nicht gut für alle bzw. für die meisten sind. 6. Orientierung an universellen ethischen Prinzipien Diese Stufe wird laut Kohlberg von nur sehr wenigen Menschen erreicht bzw. zwar schon erreicht, aber wohl kaum wirklich "durchgehalten". Diese Stufe der moralischen Entwicklung beinhaltet "Prinzipien", die universell gültig sind. Ein Beispiel für diese Denkweise ist z.B. der Philosoph Immanuel Kant. Wenn man sich dafür entscheidet, nicht zu lügen, weil man Lügen für grundsätzlich falsch hält, dann muss man das auf dieser Stufe der Entwicklung auch durchziehen, und zwar immer und überall. "Notlügen" gibt es dann nicht! Wenn dich also ein Serienkiller fragt, wo deine Mutter ist, weil er sie umbringen will, dann "müsstest" du jetzt sagen, dass deine Mutter in der Küche ist - weil "Lügen" nun mal falsch ist, basta. Das ist eine sehr, sehr abstrakte Stufe der Entwicklung, merkst du schon. Das Ganze ist ein Modell. Ob das so stimmt bzw. ob das für alle Menschen gilt, ob man auch Stufen überspringen kann, ob man sich "zurückentwickeln" kann usw. usw., das ist alles fraglich. Kohlberg hat hier ein Modell vorgeschlagen, anhand dessen sich die Entwicklung der Moral ein bisschen verdeutlichen lässt. Wenn man es mal ganz grob betrachtet, kommt das schon in eeeeeetwa hin... wenn auch nicht im Detail. :) |
Antwort von GAST | 06.01.2009 - 18:33 |
Ui vielen Dank! :) Jetzt wird mir alles ein wenig deutlicher. |
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