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Facharbeit: Untersuchung der Gesellschaft Englands im 19. Jahrhundert anhand von Sherlock-Holmes

Alles zu Epochen

Darstellung der Gesellschaft Englands im 19. Jahrhundert


Facharbeit

Gliederung:
  1. Einleitung
  2. Zum gewählten Band
  3. Über den Autor Arthur Conan Doyle
  4. Darstellung der Gesellschaft Englands im 19. Jahrhundert
    a. a. Allgemeine Darstellung der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
    b. b. Geschlechterrollen
    c. c. Gesellschaftlicher Umgang
    d. d. Bildung
    e. e. Religion
  5. Vergleich der Gesellschaft damals und heute
    a. a. Geschlechterrollen
    b. b. Gesellschaftlicher Umgang
    c. c. Bildung
    d. d. Religion
  6. Fazit
  7. Literaturverzeichnis


1. Einleitung



Ich habe in Vorbereitung auf meine Facharbeit ein Thema gesucht, welches mich interessiert und mit dem ich mich auch über längere Zeit hinweg auseinandersetzen kann. Da ich gerne und viel lese und die Geschichten von Sherlock Holmes mich schon in meiner Kindheit fasziniert haben, entschied ich mich für den 5. Band dieser Reihe. Ich wollte außerdem in meiner Facharbeit etwas aus der heutigen Zeit ansprechen; Probleme und andere Dinge, die uns in unserem Alltag begleiten.Mit der Arbeit an meiner Facharbeit möchte ich die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts darstellen und mit der heutigen anhand ausgewählter und auffälliger Punkte (s. Gliederung) vergleichen, und am Ende eventuell Probleme aufweisen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt oder aufgelöst haben. Meiner Meinung nach stellen die Figuren aus den Büchern eine sehr gute Grundlage für meine Untersuchungen dar, da sie teilweise sehr außergewöhnlich, andererseits aber auch normal auf mich wirken. Jedoch wurden ausnahmslos alle Personen von Doyle sehr genau skizziert hinsichtlich ihres Aussehens, ihres Charakters, der Art, wie sie denken – wie sie sich also der Gesellschaft präsentieren und ein Teil von ihr werden, sie auszeichnen, mit allem, was sie tun und sagen.

1. 2. Zum gewählten Band



Bei der Wahl eines geeigneten Buches aus der Reihe der Holmes-Bücher von Sir Arthur Conan Doyle habe ich einen Band gesucht, dessen Titel nicht allzu aufregend klang, der er nicht von der eigentlichen Thematik der Arbeit ablenken soll. Zudem habe ich mich an den vorhandenen Geschichten orientiert, denn ich fand eine Mischung aus Kapiteln, die ich bereits kannte und solchen, bei denen das nicht der Fall war, angemessen, denn es ging mir auch um den gewissen Spaß beim Lesen, der weniger wird, je öfter man etwas Bekanntes liest. Außerdem habe ich auch auf die Anzahl der Geschichten geachtet, denn ich wollte nicht zu viele und nicht zu wenige. Schlussendlich ist meine Wahl auf den fünften Band der insgesamt neun gefallen: „Sherlock Holmes‘ Buch der Fälle“, der 1987 im Haffmans Verlag erschienen sind und von Hans Wolf neu übersetzt wurden. Der Titel der Originalausgabe lautet „The Case-Book of Sherlock Holmes“ und ist 1927 in London und New York erschienen. Dieser Band beinhaltet neben dem Vorwort, der editorischen Notiz und den Anmerkungen 12 Fälle des Sherlock Holmes, die alle von seinem Freund und Assistenten Dr. John Watson aufgeschrieben wurden.Die erste Kurzgeschichte „A Study in Scarlet“ („Eine Studie in Scharlachrot“) wurde 1887 in Beeton’s Christmas Annual veröffentlicht, erregte allerdings kein großes Aufsehen bei den Lesern. Erst, als er 1891 seine erste kürzere Erzählung „A Scandal in Bohemia“ („Ein Skandal in Böhmen) im The Strand Magazine veröffentlichte, wurden immer mehr Leser auf ihn aufmerksam und die Figur Sherlock Holmes gelangte zu ihrer bis heute anhaltenden Popularität.

1. 3. Über den Autor Arthur Conan Doyle



Arthur Ignatius Conan Doyle wurde am 22. Mai des Jahres 1859 in Edinburgh geboren. Sein Vater kümmerte sich wenig um den Jungen, denn er war Alkoholiker. Anders aber seine Mutter, die begeistert las und ihrem Sohn viele Geschichten erzählte. Wie seine Mutter konnte Arthur hervorragend Geschichten erzählen, was ihm schon im Alter von 9 Jahren sehr beliebt bei seinen Mitschülern im Internat machte. Mit 17 Jahren machte Doyle seinen Abschluss und kehrte nach Edinburgh zurück, wo er sein Medizinstudium begann. Er war sehr beeindruckt von einem seiner Professoren, Dr. Joseph Bell, welcher über eine hervorragende Beobachtungsgabe, einen analytischen Verstand und eine bestechende Logik verfügte. Dies waren alles Eigenschaften, die auch Doyles Romanfigur Sherlock Holmes kennzeichneten. Aber nicht nur sein Professor, sondern auch Freunde und andere Lehrer dienten als Vorlage für seine späteren Figuren, so hießen z.B. zwei Jungen auf seinem College Moriarty.Schon während seines Studiums schrieb Arthur; seine Erzählung „The Mystery of Sasassa Valley“ wurde sogar in einer Lokalzeitung aus Edinburgh abgedruckt. Doch bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete, schloss er sein Medizinstudium ab und erlangte seinen Doktortitel. Danach arbeitete Doyle an Bord eines Schiffes, und auch hier erlangte er einige Erfahrungen, die er in seine späteren Romane und Kurzgeschichten einbaute (in z.B. „Black Peter“). Nachdem er mit dieser Arbeit genug Geld gesammelt hatte, ließ er sich an der südenglischen Küste nieder, eröffnete eine Praxis in Hampshire und arbeitete als praktizierender Arzt mit Schwerpunkt auf Augenmedizin. 1885 heiratete Conan Doyle Louisa Hawkins, mit der er eine Familie gründete. Im darauffolgenden Jahr begann er, wieder zu schreiben; einen Kriminalroman, dessen Hauptpersonen ein Detektiv und sein Helfer, ein Arzt, waren. Diese Geschichte wurde unter dem Namen „A Study in Scarlet“ („Eine Studie in Scharlachrot“) in dem Weihnachtsmagazin Beeton’s Christmas Annual veröffentlicht. Weitere Episoden um Sherlock Holmes und Dr. John Watson hatte Doyle zu diesem Zeitpunkt nicht geplant. Durch Zufall fiel diese erste Geschichte einem amerikanischen Verleger in die Hände, der mit Doyle über eine Fortsetzung verhandelte. Daraufhin schrieb Arthur den Roman „The Sign of the Four“, der 1890 veröffentlicht wurde. Es folgten ab 1891 weitere Episoden, die als Fortsetzungsgeschichten im The Strand Magazine mit großem Erfolg abgedruckt und gelesen wurden. Die Kriminalfälle um Sherlock Holmes wurden so beliebt, dass die Verkaufszahlen des Museums in die Höhe schnellten und Doyle zu einem reichen Mann wurde. Jedoch hatte dieser zu diesem Zeitpunkt seine Romanfigur schon satt: „Erstmal muss dies freilich ein Ende haben“ (s. Arthur Conan Doyle: Sherlock Holmes' Buch der Fälle, Zürich, 1987, S.7) und plante den Tod des Meisterdetektives; in „The Final Problem“, welche 1893 ebenfalls im The Strand Magazine abgedruckt wurde, kommt Sherlock Holmes bei einem Kampf mit seinem Fein Professor Moriarty ums Leben, da der Kampf für beide mit einem tödlichen Sturz in die Reichenbachfälle bei Meiringen in der Schweiz endet. Doch aus Protest gegen den Tod der beliebten Person hagelte es wütende Briefe, tausende Leser kündigten ihr Abonnement bei dem Magazin und trugen schwarze Binden um den Arm. Während des Burenkrieges (1899-1902) meldete sich Doyle im Jahr 1900 für 12 Monate freiwillig im Lazarett. Auch diese Erfahrungen verarbeitete er in einem Buch („The Great Boer War“). Für seine Verdienste wurde er 1902 von König Edward VII. zum Ritter geschlagen, was ihm den Titel „Sir“ einbrachte. Es gab Gerüchte, dass der König, welcher ebenfalls ein großer Sherlock Holmes-Fan war, Doyle mit der Ehrung auch dazu bringen wollte, weitere Geschichten des Meisterdetektivs zu schreiben. Schließlich ließ sich Conan Doyle durch die „schmeichelhafte Nachfrage“ (s. Sir Arthur Conan Doyle: Sherlock Holmes' Buch der Fälle, Zürich, 1987, S. 8) überzeugen, noch weitere Holmes-Fälle zu schreiben – wahrscheinlich waren für diesen Entschluss auch die hohen Honorarangebote seines Verlages ausschlaggebend. Insgesamt schrieb er vor seinem Ableben am 07. Juli 1930 4 Romane und 56 Kurzgeschichten des Meisterdetektivs, die unter anderem in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden. Sir Arthur Conan Doyle ging als Vater des berühmtesten und beliebtesten Detektivs der Welt in die Literaturgeschichte ein: Sherlock Holmes.

1. 4. Darstellung der Gesellschaft Englands im 19. Jahrhundert



a. a. Kurze allgemeine Darstellung der Gesellschaft im 19. Jahrhundert
Die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts ist in das viktorianische Zeitalter (1837 bis 1901) einzuordnen, aufgrund der Tatsache, dass das Land und das Volk positiv geprägt worden waren durch die Queen Victoria I., die bis 1901 regierte. Sie wurde am 24. Mai 1819 in London geboren und war nach ihrem Onkel Wilhelm IV. (gestorben 1837), welcher König von Großbritannien und Irland war, die rechtmäßige Thronfolgerin. Die junge Frau bestieg ihren Thron mit 18 Jahren und regierte mehr als ein halbes Jahrhundert über England; genauer betrug ihre Regierungszeit 64 Jahre, bis sie am 22. Januar 1901 auf der Isle of Wight verstarb. Im Jahre 1840 heiratete sie – aus Liebe – ihren Cousin Albert von Sachsen-Coburg, der sich als ein liberaler und reformgesinnter Politiker auszeichnete und bis zu seinem Tod 1861 einen positiven Einfluss auf seine Frau und somit auch auf England ausübte. Von dieser Heirat waren nicht alle Bürger Englands begeistert, da er ein Deutscher war, der sich durch die Eheschließung nah am Zentrum der Macht in ihrem Land befand. Doch diese Einstellung änderte sich nach und nach, denn Victoria und ihr Ehemann sorgten gut für das englische Volk; obwohl die Queen nur wenige Möglichkeiten des politischen Einflusses hatte (denn dieser war durch verschiedene Ämter geregelt, zum Beispiel durch das des Premierministers) erreichte sie einige wichtige Änderungen in ihrem Land. Sie führte eine Sozialversicherung ein, ließ 1846 die seit 1815 bestehenden Getreidegesetze abschaffen und begrenzte den Arbeitstag gesetzlich auf maximal 10 Stunden, was eine enorme Verbesserung gegenüber den vorherigen Verhältnissen, welche von absurd langen Arbeitszeiten von teilweise 12 Stunden, Unterbezahlungen, Kinderarbeit und Ausnutzen der Arbeiterschicht gekennzeichnet waren. Außerdem machte die Königin Gebrauch von neuen Erfindungen, wie z.B. der Eisenbahn, Impfungen gegen Pocken (sie selbst ließ sich ebenfalls impfen und ging somit mit gutem Beispiel voran) und der Benutzung von Telegrammen, und erwies sich somit als aufgeschlossener als ihre Vorgänger. Aber nicht nur Queen Victoria I. prägte die Gesellschaft der damaligen Zeit in ihrem Land, sondern auch die Industrialisierung, die England als Weltmacht wirtschaftlich weit nach vorn brachte, sodass sich das Land zu einer „Werkstatt der Welt“ (s. Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands, Stuttgart, 1997, S. 373) entwickelte. Die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts in England wird im Artikel „Aufbruch in die Moderne“ in: GeoEpoche Nummer 30, 2008, S. 6 als „bäuerlich geprägte Gesellschaft“ betitelt, eine Prägung, die sich allerdings mit Einsetzen der Industrialisierung rasant änderte. Dieser Entwicklungsprozess veränderte nicht nur die Wirtschaft des Königreiches, sondern auch die Gesellschaft; im positiven, wie aber auch im negativen Sinne. Ein gutes Beispiel für negative Folgen war das Entwickeln und Einsetzen von Maschinenwebstühlen, woraus sich ergab, dass viele hundert Arbeiter, die vorher an klassischen Webstühlen gearbeitet hatten, nun ohne Anstellung waren. Doch nicht nur im Bereich der Webstühle verloren viele Menschen ihre Arbeit und somit ihre Existenzgrundlage; generell ließ sich in den handwerklichen Bereichen feststellen, dass die Arbeiter mehr und mehr durch moderne und leistungsstärkere Maschinen ersetzt wurden. Nach der Jahrhundertwende und der Überwindung mehrerer Wirtschaftskrisen, von denen die schwerste einen Zeitraum von 11 Jahren überdauerte (1837 bis 1848), und der irischen Hungersnot von 1845 bis 1848, ausgelöst durch eine Kartoffelfäule und daraus folgenden Missernten, die auch einen nennenswerten Einfluss auf die englische Gesellschaft hatte, da viele Iren ihre Heimat verließen und unter anderem auch nach Großbritannien auswanderten, stieg der Lebensstandart aller Schichten deutlich an, „es begann ein ausgedehnter, jahrelanger Aufschwung – the great Victorian boom“ (s. Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands, Stuttgart, 1997,S.374).Trotz des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwungs der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts behielt man immer noch die Ständegesellschaft und die Unterscheidung zwischen reichen Bürgern, wie z.B. Unternehmern, und armen Bürgern, z.B. Arbeitern und Bauern bei: „Die Ständeordnung ist gottgewollt und unantastbar.“ (s. Schmidt, Andreas: Die soziale Frage im 19. Jahrhundert, 1997, in: http://buber.de/christl/unterrichtsmaterialien/soziale_frage 15. Oktober 2016) Eine Reform von 1867 sorgte dafür, dass ein erweitertes Wahlrecht eingeführt wurde, welches den männlichen Haushaltsvorständen mit ständigem Wohnsitz das Recht zu Wählen zusprach, was widerrum zu einer beinahen Verdoppelung der Wahlberechtigten führte; vor der Reform lag die Zahl der Wahlberechtigten bei etwas mehr als einer Million Männer; danach waren es fast zwei Millionen. Außerdem definierte das erweiterte Wahlrecht eine geheime Wahl und gleiche Wahlbezirke. Trotz dieser neuen Reform waren Frauen immer noch vom Wahlgeschehen ausgeschlossen; sie verdienten sich ihr Wahlrecht mit ihrem erfolgreichen und hilfreichen Einsatz im ersten Weltkrieg für ihr Land. Außerdem wurde auch nach der Reform eine Trennung zwischen den sogenannten „Counties“ und den „Boroughs“ beibehalten, eine Trennung, die sich nach dem Einkommen des jeweiligen Wahlberechtigten orientierte: „In Counties konnte sich ins Wahlregister eintragen lassen, wer Land mit einem Jahresertrag von mindestens fünf Pfund besaß oder aus einem ausgepachtetem Land zwölf Pfund erwirtschaftete. In den Boroughs duften Haushaltsvorstände mit Hauseigentum wählen sowie Mieter, die mindestens 10 Pfund jährlich Miete bezahlten, sofern sie länger als ein Jahr ansässig waren“ (s. Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands, Stuttgart, 1997, S. 390 bis S. 391). Somit lässt sich das 19. Jahrhundert im viktorianischen Zeitalter als ein Zeitalter vieler Änderungen, Reformen und Entwicklungen kennzeichnen, die die damalige Gesellschaft in großem Maße prägten.

4.b Geschlechterrollen



Natürlich wurden die Männer auch im viktorianischen Zeitalter gern und immer über die Frauen gestellt; eine Ständeordnung in der Ständeordnung also; ob es sich auf die Wahlberechtigung bezog (vgl. S. 8), auf politische Machenschaften wie zum Beispiel das Mitwirken im Parlament (was allerdings auch nicht allen Männern vorbehalten war, sondern nur der Oberschicht) oder im Familienleben in Bezug auf die Erziehung und Bildung der Kinder – das männliche Geschlecht war das Stärkere und Bevorzugte, eine Ansicht, die auch noch im 21. Jahrhundert der ein oder andere Mann gern wieder einführen würde (vgl. S. 13). Männer hatten in der englischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts ein ausgeprägtes und genau definiertes Bild von ihrer Rolle als Mann: „[Men] tended to assume a distictive gender personality that could enhance a sense of masculinity...“ (s. Joseph A. Kestner: Sherlock's Men: Masculinity, Conan Doyle and Cultural History, 1997, S. 3). Sie hatten sehr viel Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen hinsichtlich ihres Geschlechts und dem der Frau.Frauen mussten auch im 19. Jahrhundert hart arbeiten, wurden von Unternehmern ausgenutzt, indem diese ihnen zu wenig Geld für zu lange Arbeitszeiten bezahlten. Sie waren weniger wert als die Männer und hatten fast keine Rechte. Neben den Frauenemanzipationsbewegungen, bei denen Frauen für ihre politischen und bürgerlichen Rechte, wie zum Beispiel das Wahlrecht oder das Recht auf Bildung kämpften, gab es auch Männer, die sich zur damaligen Zeit Gedanken über die Frauenfrage machten. John Ruskin setzte sich für eine Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten für Frauen ein; in seinem Buch „Sesame and Lilies“ aus dem Jahre 1865 vertrat er „durchaus ein hohes Bild der Frau“ (s. M. Maurer: Kleine Geschichte Englands, Stuttgart, 1997, S. 385), wollte er aber dennoch an den grundlegenden Differenzen zwischen beiden Geschlechtern nichts ändern, sondern den Unterschied durch angemessene Erziehung sogar noch betonen.Ähnliches verfasste John Stuart Mill, der schon früh die Frauenemanzipation unterstützte; er schrieb 1869 das Buch „On the subjection of women“, in welchem er eine komplette Gleichstellung der Frau und die daraus resultierenden neuen Rechte – unter anderem auch das Wahlrecht – forderte. Mill war ein großer Sympathisant des Nützlichkeitsprinzips, dem Utilitarismus, welcher sich nach dem größten Glück der größten Zahl orientiert. Somit hängen auch Mills Ansichten hinsichtlich der Frauenfrage mit dieser Ethikauffassung zusammen. In Arthur Conan Doyles Werk „Sherlock Holmes' Buch der Fälle“ ist oft nur von Männern die Rede; allein schon die Tatsache, dass die beiden Hauptpersonen Holmes und Watson Männer sind und die einzige, regelmäßig auftauchende Frau Mrs. Hudson die Haushälterin ist und keine ausschlaggebende Rolle spielt. Natürlich ist auch in einigen Fällen von Frauen die Rede, so zum Beispiel in „Der illustre Klient“, in welchem sich eine junge Adlige in einen Kriminellen verliebt. Des weiteren tauchen Frauen auch in 6 anderen Geschichten dieses Bandes auf, allerdings handelt es sich bei allen Frauen um Damen aus höher gestellten Schichten, welche nie eine große Rolle spielen, außer in „Der Vampir von Sussex“ und in „Die verschleierte Mieterin“. In der erst genannten Geschichte wird die Rolle der Frau deutlich dar gelegt; die Frau des Klienten von Sherlock Holmes ist größtenteils für die beiden Kinder zuständig. Dabei erhält sie Hilfe von ihren Haushälterinnen und Zofen, wie es damals üblich war. Auch in den Geschichten von Sherlock Holmes spiegelt sich die Rolle der Frau als Zuständige für die Kinder oder den Haushalt klar wieder. Männer, die im Haus angestellt sind, verüben oft einen Posten, der einem Hausmeister oder Gärtner ähnlich ist, niemals aber etwas, das mit Bildung und/ oder Erziehung zu tun haben könnte, denn dies ist Frauenaufgabe.

i Gesellschaftlicher Umgang


ii Einmal abgesehen von den Differenzierungen der beiden Geschlechter gingen die Menschen damals sehr höflich miteinander um, wie man es heutzutage leider nur noch selten erlebt (vgl. S. 14). Ein sehr gutes Beispiel für den gepflegten Umgang miteinander sind Holmes und Watson, die sich – auch nach langjähriger Freundschaft – durchgehend siezten und einander immer respektvoll begegnen, wie man es damals Kindern während ihrer Erziehung beibrachte: „'Nur, wenn Sie die Güte hätten, Watson.' - 'Es soll mir eine Ehre sein.'“ (s. Arthur Conan Doyle: Sherlock Holmes' Buch der Fälle, Zürich, 1987, S.12). Holmes trat seinen Klienten immer freundlich gegenüber, auch wenn er seine Denkleistung wahrscheinlich als weit höher einschätzte als die ihre. Zudem redeten die beiden Freunde nie auch nur ansatzweise schlecht über einen Klienten oder Bekannten, sondern verpackten ihre eigene Meinung stets in ansehnliche Sätze. Generell sprach man im 19. Jahrhundert in den höheren Schichten, in denen sich Holmes und Watson zweifellos befanden, nie in der uns bekannten Umgangssprache, sondern immer in hochgestochenem, grammatikalisch korrektem Englisch. Man hatte immer eine höfliche Ausdrucksweise, man äußerte nur selten Kritik und an die Verwendung von Schimpfwörtern dachte man wahrscheinlich gar nicht erst, da dies sich nicht ziemte. Mit seiner Aussprache ordnete man sich automatisch einer gesellschaftlichen Schicht zu, denn es gab natürlich klare Unterschiede zwischen der Ausdrucksweise einer höher gestellten Person und der einer niedriger gestellten Person, sei des die Umgangssprache oder andere kennzeichnende Ausdrücke.

iii 4.d Bildung

iv „Bildung galt primär als Sache des einzelnen, der Familie; auf der anderen Seite war sie Sache der Kirche“ (s. M. Maurer: Kleine Geschichte Englands, Stuttgart, 1997, S. 400). Dieses Zitat zeigt deutlich auf, dass die Bildung in England nicht Aufgabe des Staates, sondern von genannten Personen/ Gemeinschaften war. Dies sollte sich aber im Verlauf des viktorianischen Zeitalter ändern; im Jahre 1868 kam William Ewart Gladstone als Premierminister an die Macht. Durch seine Politik bahnte sich auch im Schulwesen eine ausschlaggebende Änderung an, welche durch die Konkurrenz zusätzlich angetrieben wurde: in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann auch in Deutschland die industrielle Weiterentwicklung und das Land holte wirtschaftlich weit auf. Es heißt, Gladstone habe im Sieg Deutschlands 1871 über Frankreich „einen Beweis für den Erfolg umfassender Volksbildung und Disziplinierung“ (s. Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands, Stuttgart, 1997, S. 401) gesehen. Daraufhin entwarf man verschiedene Modelle, von denen sich das von William Edward Forsters durchsetzte. Dieses beschrieb eine staatliche Ergänzung der Schulen, wo die Kirche es versäumt hatte, ein angemessenes Schulwesen aufzubauen. Das hieß, dass die vorhandenen Schulen ergänzt wurden durch sogenannte board schools, also staatliche Schulen; diese boten ein Ersatzmodell zur nicht vorhandenen Demokratie: in board schools konnten sich Arbeiter und auch Frauen (!) in gesellschaftlich angesehene Stellungen wählen lassen. Aus diesem neuen Schulsystem folgten rege gesellschaftliche Bemühungen um Bildung, woraus sich ein rapider Rückgang des Analphabetismus schließen ließ. Von diesen staatlich geförderten board schools profitierten besonders die breiten Schichten der ärmeren Bevölkerung, welche durch den von der Industrialisierung verbesserten Lebensstandart rasant zunahm. Besonders aber für die Frauen waren die neuen Schulen eine gute Möglichkeit, sich einzubringen und etwas zu erreichen. Aber nicht nur, dass das Schulsystem neu ausgeweitet und verbessert wurde, auch das Universitätssystem wurde ausgebaut. Dies geschah vor allem in London und in den Industrieregionen, wo neue Einrichtungen für technischen oder naturwissenschaftlichen Unterricht geschaffen wurden. Zudem wurden nicht nur neue Möglichkeiten für die jüngeren Generationen geschaffen, sondern auch die Erwachsenen bekamen erstmals die Gelegenheit, sich weiterbilden zu lassen – oder generell eine Bildung zu erhalten. Davon profitierte nicht nur die Arbeiterschicht, sondern auch die Frauen in besonderem Maße. In den Sherlock-Holmes-Werken wird nur wenig von diesem Wandel deutlich. Es lässt sich jedoch anmerken, dass Sherlock Holmes durchaus eine höhere Bildung an einer Universität genossen hat. Allerdings ist nicht klar, was er studierte, geschweige denn, wo er es tat. Der einzige Hinweis auf diese Tatsache findet sich in der Geschichte „die 'Gloria Scott'“ (erstmals erschienen im April 1893), in welcher Holmes Watson eine Geschichte aus seiner zwei-jährigen College-Zeit erzählt. Auch sein Begleiter Dr. John Watson hat einige Zeit seines Lebens an der Londoner Universität zugebracht, an welcher er seinen Doktortitel erwarb und eine Ausbildung als Militärsarzt absolvierte. Weiteres wird nicht angesprochen, weswegen ein Vergleich zu diesem Thema ausbleiben muss.

v 4.e Religion



vi Das viktorianische Zeitalter war hinsichtlich der Religion gekennzeichnet von evangelischen, aber auch katholischen Bewegungen. Evangelisten verbreiteten ihren Glauben durch im Rahmen der sogenannten Erweckunsbewegung. Dieser Begriff kennzeichnete Strömungen innerhalb des Christentums, deren Ziel die besondere Betonung der Bekehrung des Einzelnen und der praktischen christlichen Lebensgestaltung. Um dies zu erreichen, hielten Protestanten öffentliche Predigten, verfassten Schriften zum Thema et cetera. Durch diese Bestrebungen beeinflussten sie sogar die Politik Englands – wenn auch in geringem Maße; ein Gesetz zur Schließung aller Wirtshäuser wurde 1854 erlassen, allerdings ein Jahr später aufgrund heftiger Aufstände wieder aufgehoben. Aber auch die der katholische christliche Glaube verstärkte sich im 19. Jahrhundert vor allem durch die Einwanderer (s. Seite 9, irische Hungersnot), welche größtenteils katholisch waren. Im Grunde war aber der christliche Glaube die repräsentativste Form der Religiosität. Als Folge dessen waren Ehebruch oder sogar Scheidung gesellschaftlich verschrien und galten als eine moralische Abnormität, welche oft zu einem öffentlich gemachten Skandal und zur gesellschaftlichen Vereinsamung führten. Man versuchte des Weiteren, sein Leben nach der Bibel und den dort vorgeschriebenen Geboten zu gestalten und zu leben; Sparsamkeit, Anständigkeit, harte Arbeit und moralisch gute Taten sollten nützlich sein, um am Tag des Jüngsten Gerichts eine möglichst milde Beurteilung zu erhalten und sein Leben nach dem Tod glücklich und sorglos im Himmel fristen zu können. In Conan Doyles Werken über Sherlock Holmes wird nie erwähnt, in welcher Beziehung weder der Detektiv, noch sein Begleiter Watson zur Kirche stehen. Hin und wieder wird ein Hinweis auf die Religiosität der Klienten gegeben, nie aber etwas Ausschlaggebendes. Zum Autor Doyle und seiner Religiosität lässt sich folgendes sagen: „Eine entscheidende Wandlung erfuhr D.s durch persönliche Schicksalsschläge nach dem Ersten Weltkrieg: Nach dem Tod seines Sohnes […], seines Bruders […] und seines Schwagers […] wandte er sich zunehmend dem Spiritismus zu und publizierte in seinem letzten Lebensjahr hauptsächlich zu diesem Themengebiet“ (s. Feuchert, Sascha: Doyle, [Sir] Arthur Conan, in: Engler, Bernd u. A. (Hrsg.): Englischsprachige Autoren, Stuttgart/Weimar, 2004, S. 85). Spiritismus ist ein esoterisches Glaubenssystem, dessen Inhalt aus der festen Auffassung besteht, dass Verstorbene im Jenseits weiterleben können und darauf beharren, mit den Lebenden in Kontakt zu treten. Diese Form der Religiosität ist die einzige, die ich in Verbindung mit Arthur Conan Doyle und Sherlock Holmes gefunden habe. Sie ist eindeutig nicht nach dem christlichen Glauben gerichtet, sodass man diese nicht miteinander vergleiche kann, was an dieser Stelle aber auch gar nicht nötig ist.

5. Vergleich der Gesellschaften damals und heute



ix 5.a Geschlechterrollen


x Wie schon erwähnt hatte man im 19. Jahrhundert einen ausgeprägten Sinn für die Trennung der Frau und des Mannes, eine Ansicht, die nach heutigen Angaben deutlich überholt ist, als altmodisch gilt und teilweise sogar verachtet und verneint wird. Im 21. Jahrhundert pflegen wir – der eine mehr, der andere weniger – eine gesunde Gleichstellung der Frau in allen Lebensbereichen; angefangen bei den typischen Männerberufen, die mehr und mehr von Frauen ausgeübt werden (zum Beispiel Gondolieri in Venedig oder Piloten auf der ganzen Welt), aber auch Männer, die die Position der „Hausfrau“ im Haushalt übernehmen und die Frau als Hauptverdiener der Familie akzeptieren. Frauen sind durchaus dazu bemächtigt, hohe und angesehene Stellungen in einer Firma und somit in der Gesellschaft anzunehmen und auszuüben. Das beste Beispiel hierfür ist unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel, die einen Doktortitel in Physik erworben hat und welche 2006 – 2009 sowie 2011 bis 2016 zur mächtigsten Frau der Welt gekürt wurde (einzig Michelle Obama bekam diesen Titel 2010 und sorgte für eine Unterbrechung). Eine Frau in einer solchen Stellung wagte im 19. Jahrhundert weder in England noch in Deutschland niemand auch nur zu erträumen. Queen Victoria bildete eine große Ausnahme als Königin von England, Schottland und Irland, jedoch sorgte einzig und allein ihr Erbrecht für diese Stellung. All ihre Premierminister – und auch alle anderen Politiker – waren ausschließlich Männer. Ebenso mit der Gleichstellung der Frau kam auch das gleiche Wahlrecht; nun dürfen Frauen nicht nur wählen, sie dürfen sich auch wählen lassen! Außerdem hat man sogar eine sogenannte „Frauenquote“ in verschiedenen Stellen und/oder Gremien eingeführt, die auf eine Gleichstellung der Frau in nahezu allen Bereichen (Wirtschaft, Politik und Gesellschaft) zielte. Allerdings muss auch gesagt werden, dass es auch Länder und Kulturen gibt, in denen Frauen immer noch weniger Rechte als Männer haben und in denen es sogar legal ist, dass ein Mann mehrere Frauen hat und diese ausnutzt oder sogar vergewaltigt. Dies ist stark abhängig von der jeweiligen Kultur eines Landes, und kommt oft in afrikanischen Ländern vor. Es wird sogar davon gesprochen, es sei „unafrikanisch“, wenn eine Frau ihre Rechte zu sehr ausnutzen würde (s. Akumu, Patience: 'African Culture' Is the Biggest Threat to the Women's Right Movement, 2015, übersetzt von Manuela Kleindienst, 08. Mai 2015, in: https://journafrica.de/uganda-frauenrechte-45165, 15. Oktober 2016). In einer solchen Kultur mehr Rechte für Frauen oder sogar eine Gleichstellung zu erreichen, ist sehr schwer, nicht zuletzt, weil das Verhalten von Mann und Frau tief in ihrer Erziehung verankert ist und stetig an nachfolgende Generationen weitergegeben wird.

xi 5.b Gesellschaftlicher Umgang



xii Natürlich gibt es in unserer europäischen Gesellschaft keine Trennung von einzelnen Ständen mehr, dennoch spricht man des Öfteren von einer „Oberschicht“ oder einer „Mittelschicht“. Alles, was darunter kommt, wird nicht oft benannt, und wenn, dann nur einzelne Personen, die namentlich genannt oder als „asozial“ betitelt werden – so kenne ich es aus meinem Umfeld. Man versucht natürlich trotz allem, eine einheitliche Gesellschaft zu bewahren, niemanden öffentlich und offiziell auszugrenzen oder als minderwertig zu bezeichnen. Das mag Erwachsenen durchaus leichter fallen als Kindern oder pubertären Teenagern, die – zugegebenermaßen – auch ganz schön ausfallend und beleidigend werden können, vielleicht aber sogar, ohne es wirklich zu bemerken. Generell kenne ich es aus meiner Kindheit, dass man den Älteren, ob es Verwandte, Bekannte oder Jugendliche im Bus waren, stets einen gewissen Respekt gegenüber bringt und weiß, wie man sich zu benehmen hat. Dieser Respekt findet sich auch bei Kindern des 19. Jahrhunderts wieder, allerdings in verstärkter Form, denn niemand würde seine Eltern heutzutage als „Frau Mutter“ oder „Herr Vater“ bezeichnen. Ein respektvoller Umgang hört nicht mit Eintreten der Pubertät auf (das Gefühl für ihn setzt vielleicht nur manchmal aus), denn auch, wenn man erwachsen ist, gehört es sich, dem Gegenüber freundlich und zuvorkommend zu sein. Natürlich besteht diese Umgangsform nicht mehr aus dem stetigen siezten, wie wir es von Holmes und Watson kennen, man spricht auch nicht mehr in einer hochgestochenen Sprache, sondern hat sich mehr und mehr die Umgangssprache angewöhnt. Ich würde diese Angewohnheit nicht als negativ betiteln, sondern eher als ein Ergebnis des Wandels, welches sich eingebürgert hat und niemanden mehr zu stören scheint. Im Gegenteil – ich bin mir sicher, dass man durchaus auch schräg angeguckt werden würde, würde man anfangen, durchgehend das Perfekt durch Präteritum zu ersetzen oder seine Freunde zu siezten.

xiii 5.c Bildung



xiv Die Aufgabe der (Aus-)Bildung hat fast ausnahmslos der Staat übernommen. Beinahe alle Schulen, Hochschulen oder Universitäten sind staatlich, man muss nichts für seine Bildung bezahlen, man ist verpflichtet, mindestens 10 Jahre lang die Schule zu besuchen und einige Lehrer werden sogar direkt vom Staat eingesetzt und dementsprechend auch bezahlt.Es gibt aber auch private Schulen, Internate oder Universitäten, die einen eigenen Lehrplan haben und sich nach eigenen Vorgaben richten können. Für eine solche Ausbildung muss man mehr Geld aufbringen und eventuell auch längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Dafür werben private Schulen aber mit kleineren Klassen, einem Unterricht, der sich mehr an den Schülern orientiert als an einem vorgeschriebenem Zeitplan und individueller Förderung.Kirchliche Schulen fallen ebenfalls in die Kategorie der privaten Schulen. Als der Plan für eine evangelische Schule in meinem Heimatort Werben noch aktuell war, wurde diese ebenfalls als „private, evangelische Grundschule“ betitelt und wurde unter anderem auch von der Kirche finanziell unterstützt. Alles in allem hat es im Bildungssystem einen deutlichen Wandel gegeben: der Staat ist der hauptsächliche Unterstützer von Bildungseinrichtungen, die Kirche hat nur wenig Anteil an der Bildung – im Gegensatz zur Bildung des 19. Jahrhunderts in England (vgl. Punkt 4.d Bildung). Auch Privatunterricht gibt es nur noch in extremen Ausnahmefällen bis gar nicht mehr, da jedes Kind die gleichen oder ähnliche Voraussetzungen hinsichtlich des Wissens und Könnens haben soll.

xv 5.d Religion



xvi Religion spielt in unserem Alltag eine mehr oder weniger untergeordnete Rolle – es gibt immer mehr Eltern, die ihrem Kind die freie Entscheidung lassen, ob es kirchlich sein möchte oder nicht. Und eben weil die Kirche in unserem alltäglichen Leben keine wirklich große Rolle mehr spielt, wird es auch immer mehr als „nicht wichtig“ empfunden, kirchlich zu sein. Trotzdem gibt es viel mehr Religionen, die in Europa vertreten sind, nicht ausschließlich das Christentum. Besonders in die Großstädte haben mit unter nicht nur Kirchen, sondern auch Moscheen und Synagogen, um jedem gerecht zu werden und eine freie Ausübung der Religion zu garantieren.In Großbritannien ist die sogenannte Church of England (welche übrigens auch Frauen als Bischöfe zulässt) die vorherrschende Kirche. Sie vertritt den christlichen Glauben und derzeit gibt es ungefähr 25 Millionen Gläubige (zum Vergleich: in ganz Großbritannien leben ungefähr 65 Millionen Menschen). Die Queen ist das Kirchenoberhaupt der Church of England, denn sie ist die regierende britische Monarchin. Im Vergleich zum 19. Jahrhundert hat die Kirche also eindeutig an Bedeutung verloren, und auch wenn sie in Großbritannien nicht als komplett unwichtig abgestempelt wird, hat sie keinen großen Einfluss mehr auf die Gesellschaft wie um 1800.

xvii 6. Fazit



xviii Die Gesellschaft hat sich über die Jahrhunderte hinweg deutlich und in allen genannten Punkten geändert. Das ist, abhängig davon, welches Thema betrachtet wird, positiv, negativ oder neutral zu sehen, was allerdings auch vom Standpunkt des Betrachters abhängt; wenn wir uns dem Punkt 5.d Religion (s. oben) zuwenden, kann ich aus meiner Sicht sagen, dass ich es verstehen kann, dass es weniger junge Menschen gibt, die sich taufen lassen oder regelmäßig die Kirche besuchen, denn wenn ich an meine Zeit im Konfirmandenunterricht und davor zurückdenke, habe ich bei weitem auch nicht immer gute Erinnerungen daran. Meiner Meinung nach ist dieser Wandel also neutral; ich habe nichts dagegen, vertrete aber auch nicht die Ansicht, es wäre nötig, den Leuten die Religion wieder näher zu bringen. Wie ist das jetzt aber, wenn wir uns vorstellen, wir wären Pfarrer einer Gemeinde, wären wir nicht auch daran interessiert, so viel Kinder wie möglich in die Kirche zu holen, in den Gottesdiensten (nicht nur an Weihnachten) die Bänke zu füllen und die Menschen von Gott zu überzeugen? Dann hätte uns die Stellung der Kirche im 19. Jahrhundert sicherlich besser gefallen. Ein Punkt, bei dem ich den Wandel als positiv auslege, ist der Punkt 5.c Bildung, denn die dort schon dargestellten Veränderungen hinsichtlich der Möglichkeiten der Bildung lassen sich als durchgehend positiv kennzeichnen, da – im Gegensatz zum 19. Jahrhundert – jeder sogar verpflichtet ist, eine bestimmte Bildung zu erlangen, man nicht viel Geld bezahlen muss (denn es gibt immer diese kleinen Kosten, die aufkommen: Bücher – oder Kopiergeld, Schulsachen...) und es für jeden eine geeignete Förderung gibt, sodass niemand vom System ausgeschlossen werden kann.Der Aspekt, dessen Wandel ich am Meisten begrüße ist natürlich die Frauenfrage (s. Punkt 5.a Geschlechterrollen). Ich könnte mir nicht vorstellen, hinsichtlich dieses Standpunktes der Gesellschaft im 19. Jahrhundert leben zu wollen. Ich denke, jede Frau ist froh über die Emanzipation, welche neue Möglichkeiten und gleiche Rechte für Frauen geschaffen hat; etwas total Verständliches, da niemand unterdrückt werden möchte.Im Allgemeinen lässt sich wiederholend sagen, dass sich die Gesellschaft in allen Bereichen des Lebens gewandelt hat, und dass es sich für einen Sherlock Holmes in unserer Zeit sicherlich ganz anders lebt als in die Zeit, in die er hineingeschrieben wurde: „[Sherlock Holmes] trat seine Abenteuer inmitten der viktorianischen Ära an, überdauerte die allzu kurze Regierungszeit Edwards und hat es selbst in unseren fieberhaften Tagen geschafft, seine kleine persönliche Nische zu bewahren“ (s. Conan Doyle, Arthur: Sherlock Holmes' Buch der Fälle, Zürich, 1987, S.8).

7. Literaturverzeichnis



• Conan Doyle, Arthur: „Sherlock Holmes' Buch der Fälle“, Haffmans Verlag AG Zürich, 1987
• Davin, Dan (zusammengestellt): „The Oxford Libary of classic Classic English Short Stories“ Volume 1, BCA, 1993
• Engler, Bernd u. A. (Hrsg.): „Englischsprachige Autoren“, J. B. Metzler, Stuttgart/ Weimar, 2004
• Fischer, Paul/ Burwell, Geoffrey P.: „Kleines England Lexikon“, Verlag C. H. Beck, Ausgburg, 1995
• Gaede, Peter-Matthias (Hrsg.): „GeoEpoche Nr. 30: Die industrielle Revolution“, Gruner&Jahr AG&Co KG. Druck und Verlagshaus, 2008
• Kestner, Joseph: „Sherlock's Men: masculinity, Conan Doyle, and cultural history“, Scolar Pr, 1997
• Maurer, Michael: „Kleine Geschichte Englands“, Philipp Reclam jun. GmbH&Co., Stuttgart, 1997
• Thies, Dr. Henning (zusammengestellt): „Hauptwerke der englischen Literatur“ Band 1, Kindler Verlag, München, 1995
• www.buber.de (Punkt 4.a zur Ständegesellschaft)
• www.journaffrica.de (Punkt 5.a zu Stellung d. Frau in Afrika)
• www.linkFang.de (Punkt 4.e zur Begriffsklärung „Erweckungsbewegung“)
• www.planet-wissen.de (Punkt 3)
• www.spiritismus.de (Punkt 4.e zur Klärung des Begriffes „Spiritismus“)
• www.wasistwas.de (Punkt 4.a zu Queen Victoria)
Inhalt
Dies ist eine Facharbeit zur Untersuchung der Gesellschaft Englands im 19. Jahrhundert. Dabei wurde die damalige Gesellschaft dargestellt und mit Beispielen aus den bekannten Sherlock-Holmes-Werken untermauert. Des Weiteren wurde ein Vergleich angestellt zur heutigen Gesellschaft. (5532 Wörter)
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