Facharbeit: Die Grenzen des homo oeconomicus-Modells
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Was oder wer ist der homo oeconomicus?
Hauptteil: Die Grenzen des Modells
Fazit
Quellen
Was oder wer ist der homo oeconomicus?
Um die Mängel des homo oeconomicus-Modells aufzuzeigen, ist es zunächst notwendig, dieses zu definieren.
Der homo oeconomicus (lat. "Wirtschaftsmensch"), 1888 erstmals erwähnt, ist kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern eine Vereinfachung, ein theoretisches Modell. Dieses Modell geht von einem Menschen aus, der stets darauf bedacht ist, seinen eigenen materiellen Nutzen kurzfristig zu maximieren: Er denkt uneingeschränkt zweckrational, dass heißt, er entscheidet sich immer für das, was seinen Nutzen am meisten maximiert. Dies setzt voraus, dass er sofort auf äußerliche Restriktionen reagiert und alle Handlungsalternativen kennt, also über lückenlose Informationen verfügt. Der homo oeconomicus kennt außerdem weder immaterielle Präferenzen, noch Moral.
Praktische Anwendung dieses Modells findet sich überall, etwa in einem Unternehmen:
Dieses möchte ein neues Produkt in sein Sortiment aufnehmen, jedoch führt das benachtbarte Unternehmen das identische Produkt. Das hat zur Folge, dass das Unternehmen den Preis mindestens genauso tief ansetzt wie das benachbarte. Dies tun sie, da sich nach dem homo oeconomicus-Modell die Menschen für das entscheiden, was ihnen den größeren Nutzen verschafft. Dass einzelne Personen dennoch das teurere Produkt kaufen ist für den Unternehmer irrelevant.
Die Grenzen des Modells
Obwohl das Modell beispielweise anonyme Marktprozesse zutreffend erklären kann, zeigte sich doch häufig, dass dieses Modell mit unrealistischen Annahmen arbeitet. Es gibt viele Fälle, in denen das Handlungsmotiv des Menschen nicht oder partikular die möglichst effiziente, kurzfristige Steigerung des eigenen Nutzens darstellt. Denn Menschen sind keine gefühllose Roboter, die nur ihren materiellen Wohlstand maximieren wollen. Oft sind z.B. soziale Normen oder andere menschliche Charakteristika entscheidend.
Ultimatumspiel
Das Ultimatumspiel ist ein Versuch aus der Spieltheorie. Diese versucht Entscheidungssituationen, in denen sich mehrere Beteiligten gegenseitig beeinflussen, als Spiel darzustellen, das man universell anwenden kann, um das menschliche Verhalten zu erforschen.
Beim Ultimatumspiel bekommt eine von zwei Personen, die sich nicht absprechen können, einen Geldbetrag, von dem sie einen beliebigen Anteil an die zweite Person abgeben kann. Diese kann zustimmen, dann bekommt jeder seinen Anteil, oder aber sie kann ablehnen, dann bekommt keiner etwas.
Nach dem homo oeconomicus-Modell würde man annehmen: Die Person, die das Geld bekommt, gebe einen kleinst möglichen Geldbetrag ab, weil die zweite Person mit jedem Angebot zufrieden sein müsste, da sie zweckrational entscheide, dass jeder Betrag besser sei als gar keiner.
Als man aber weltweit Menschen dieses Spiel spielen ließ, fand man heraus, dass die meisten Menschen einen Betrag von beachtlichen 30-50% abgaben. Außerdem nahmen die Versuchsteilnehmer nicht jeden Betrag an. Unterhalb von 30% der Summe nahm fast keiner das Angebot an.
Die Spieler verzichten lieber, anstatt es hinzunehmen, dass die andere Person Geld, für das sie nichts getan hat, nicht "fair" teilt: Die gesellschaftliche Norm Fairness ist für den Mensch wichtiger als der Eigennutz.
Interessant sind auch die, je nach Kultur der Teilnehmer, unterschiedlichen Ergebnisse: Viele indigene Naturvölker geben weit weniger ab und nehmen auch geringere Beträge an als die Bevölkerung in den westlichen Industriestaaten. Ernüchternd für jene, die an edle Indianer und habgierige westliche Kapitalisten denken. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Fairplay eine Folge der kulturellen Entwicklung ist, da die westlichen Marktwirtschaften sich nur mit Kooperation so gut entwickeln hätten können.
Gemeinwohl-Spiel
Das Gemeinwohlspiel (auch Common Goods Game) ist wie das Ultimatumspiel ein Versuch aus der Spieltheorie. Hier bekommen mehrere Spieler jeweils gleich viel Spielgeld, von dem jeder pro Runde verdeckt eine beliebige Summe in die Gemeinschaftskasse einzahlen kann. Dieses gemeinsame Guthaben wird nun multipliziert und an alle Spieler gleich aufgeteilt.
Wenn man nun als Spieler im Sinne des egoistischen homo oeconomicus handeln würde, täte man kein Geld in die Kasse, sondern würde auf das Fairplay der anderen setzen. Man würde Trittbrett fahren: Wenn alle anderen Spieler einzahlen würden, bekäme man selbst den größten möglichen Nutzen, während die anderen Spieler Nachteile hätten. Im schlimmsten Fall, wenn die anderen Mitspieler nicht einzahlen würden, bekäme man zwar keinen Gewinn, verlöre aber auch nichts: Kein unternehmerisches Risiko. Keine Opportunitätskosten. Maximale Gewinnchancen.
Aber die Versuchsergebnisse zeigen, dass auch hier der Mensch gänzlich dem homo oeconomicus-Modell widerspricht: Fast alle zahlen den Großteil des Geldes in den Pot ein. Erst wenn man das Spiel mehrere Runden durchführt (Iterated public goods game) und unkooperatives Verhalten offensichtlich wird, sinkt der Anteil der kooperativen Spieler.
Wie im Ultimatumspiel ist auch hier die soziale und emotionale Dimension, sowie das Streben nach langfristigem Gewinn, die wesentliche Motivation:
Man zahlt in der ersten Runde ein, da so der gemeinsame Gewinn am höchsten ist. Da der Mensch im Vergleich zum Roboter zu Empathie fähig ist, vertraut er in die Kooperation der anderen. Trittbrettfahren erscheint einem unlogisch, da, wenn alle es täten, keiner gewinnen würde.
Wird bei weiteren Runden parasitäres Verhalten offensichtlich, so geben nach und nach auch die kooperativen Spieler ihre Zusammenarbeit auf, da ein solches Verhalten als zutiefst unmoralisch gesehen wird, negative Emotionen hervorruft und außerdem Gewinn kostet. So kommt es bei unkooperativem Verhalten zu einer Abwärtsspirale des gemeinsamen und einzelnen Gewinns. So ist das Streben nach langfristigem Gewinn ein wichtiges Argument, kooperativ zu handeln, was sich sogar für Egoisten lohnt: Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Dies ist ein gutes Gegenbeispiel zu Adam Smiths These, dass der Egoismus des Einzelnen zum Wohl aller führe.
Autokauf
Weitere realitätsferne Eigenschaften des Modells erkläre ich nun anhand eines Autokaufs:
Eine Person benötigt ein neues Auto, so stellt sich die Frage, was für ein Auto sie sich holen möchte; welches Auto lohnt sich am meisten für sie?
Abends sieht sie einen Werbefilm im Fernsehen: Ein lächelnder Fahrer fährt mit einem Auto an der Nordseeküste entlang, dazu ertönt Rockmusik und eine Off-Stimme erzählt, dass das Auto die besten Fahreigenschaften besitzt und einfach mehr Fahrspaß bereitet als andere Modelle. Der Film kommt bei der Person besonders gut an, weil sie zufällig eine glückliche Kindheit an der Nordsee hatte und gerne Rockmusik hört.
Ihr Bauchgefühlt sagt, dass das Auto genau das richtige für sie ist, und da sie mit ihrem Bauchgefühl noch nie schlechte Erfahrungen gemacht hat, entschließt sie sich, sofort am nächsten Tag das Auto zu kaufen.
Diese Geschichte, wie sie ähnlich tagtäglich passiert, zeigt, dass der Mensch in vielerlei Hinsicht irrational handelt und dass viele Grundlagen des homo oeconomicus in der Realität nicht gegeben sind.
So zeigt sich auch, dass der Mensch manipulierbar ist: Durch geschicktes Wecken von Emotionen ergeben sich bestimmte Präferenzen für eine bestimmte Entscheidung, sie kann also nicht mehr objektiv abgewogen werden.
Dann zeigt sicht, dass der Mensch oft nach Gewohnheiten handelt, beispielsweise , dass er Entscheidungen oft nach dem ersten Eindruck fällt, ganz im Gegensatz zum homo oeconomicus.
In diesem Beispiel resultiert daraus, dass der Mensch sich nicht mehr über das Produkt und möglichen Alternativen informiert, was zur Folge hat, dass Opportunitätskosten der Person gar nicht bekannt sind, die Basis für eine rationale Entscheidung.
Almosen
Almosen geben ist dem homo oeconomicus absolut suspekt. Es kostet etwas, ohne dass man dafür einen konkreten Nutzen erfährt, völlig abwegig also.
In der wirklichen Welt geben jedoch viele Menschen Bedürftigten Unterstützung. Ist dies nun total sinnlos?
Nein. Der Mensch verfügt über Empathie, darum verspürt er inneres Unwohlsein, wenn er andere Menschen leiden sieht, also will er mit den Almosen seinen eigenen, seelischen Schmerz lindern.
Auch sehnt sich der Mensch nach immateriellen Gütern, wie sozialem Ansehen. Der Mensch will geliebt werden, sonst geht es ihm schlecht. Also hilft er den Schwachen, damit andere Menschen ihn mehr mögen.
Manche Firmenchefs haben aber gerade mit diesen scheinbar altruistischen Taten die Absicht, den eigenen Profit zu steigern, in dem die Bevölkerung wegen besserem Image mehr bei der Firma einkauft.
Fazit
Abschließend kann ich sagen, dass das homo oeconomicus Modell in der Tat häufig unrealistisch ist. Unrealistisch sind die Voraussetzungen, die einem Roboter ähneln. Das veraltete Modell hat nicht exakt erfasst, dass für den Mensch auch immaterielle Dinge wie Anerkennung von Nutzen sind und dass der Mensch oft nach langfristigem Gewinn strebt. Nicht aber unrealistisch ist meiner Meinung nach das Wesen des Menschen an sich, dass der Mensch nämlich immer die eigenen Vorteile im Sinn hat. Deshalb handelt der reale, kooperative Mensch in der Realität nicht weniger eigennützlich als der homo oeconomicus, die Kooperation und das soziale Handeln sind vielmehr eine Voraussetzung für den Eigennutzen.
Quellen
Neben meinem Schulaufschrieb habe ich folgende Quellen:
http://cdn3.spiegel.de/images/image-31996-panoV9free-tatt.jpg (titelbild)
http://www.brandeins.de/magazin/gruppen-erlebnisse/fair-spielen-mehr-gewinnen.html
http://www.unl.edu/rhames/courses/current/readings/weird.pdf
http://www.sdi-research.at/lexikon/homo-oeconomicus.html
Inhalt
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Einleitung: Was oder wer ist der homo oeconomicus?
Hauptteil: Die Grenzen des Modells
Fazit
Quellen (1570 Wörter)
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Hauptteil: Die Grenzen des Modells
Fazit
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Es handelt sich hier um einen fremden, nutzergenerierten Inhalt für den keine Haftung übernommen wird.
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